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Wie Agenturen beim Thema „Buyer Persona“ verkacken

Ein Interview mit Norbert Schuster

2500x700-116_Norbert Schuster steht vor Whiteboard und zeigt mit Finger darauf

Du bist derjenige, der das Thema „Buyer Persona“ seit Tag 1 vorantreibt und stehst dafür täglich in Workshops und Seminaren als Coach und Berater.  Für alle die es immer noch nicht wissen: Kannst du noch mal kurz zusammenfassen, warum die Buyer Persona als Grundlage für alle meine Maßnahmen so enorm wichtig ist? Und warum reicht eine Zielgruppendefinition nicht mehr aus?

Ja, also ich sag immer, wenn du irgendwas im Business erreichen willst, gibt es für mich immer die allererste Frage: Was willst du erreichen? Also wenn wir über Lead Management oder Marketing Automation reden, dann heißt das: Geht es dir um Bekanntheit? Geht es dir um Lead-Generierung? Geht es um Bestandskundenumsatz? Und so weiter. Das ist im Prinzip die Stufe 1, meine Zieldefinition. Stufe 2 folgt dann danach direkt: Wen willst du erreichen? Also wenn wir über Lead-Generierung reden, welchen Lead hättest du gerne? Wer ist dein idealer Lead, den du gerne in Zukunft generieren würdest? Wenn wir über Bestandskunden reden, wer von deinen Bestandskunden wäre der ideale Bestandskunde, den du zum Cross-Selling/Up-Selling führen kannst? Und wenn du das nicht weißt, generierst du irgendwelche Leads. Dann kann es natürlich sein, dass der Vertrieb sagt: „Ja ist ja schön, aber damit kann ich überhaupt nichts anfangen.“ Das ist so die absolute Grundlage. Egal ob ich jetzt einen Webseiten-Relaunch mache, Kampagnen plane, Google AdWords aufsetze, Marketing Automation machen will, Nurture-Prozesse machen will... Dafür brauche ich immer eine Buyer Persona!
Der zweite Teil deiner Frage, kann man noch eine Zielgruppe dafür nehmen... Eine Zielgruppe kauft nicht! Es ist immer ein Mensch, der kauft. Das heißt eine Zielgruppe ist viel zu grob, ich muss viel feiner werden. Da kommen wir in Folge des Gesprächs noch dazu, warum feiner und wie viel feiner. Aber jetzt mal so allgemein, ich muss feiner werden.

Nun ist das Thema „Buyer Persona“ ja auch bei den Agenturen und Marketing-Spezialisten angekommen und die versuchen sich daran. Ich habe gehört, du bist etwas traurig darüber, wie das Thema von einigen Agenturen verbrannt wird. Was meinst du damit?

Ich erlebe das oft, dass Kunden sagen: "Herr Schuster, wir brauchen Sie für dies und das und Persona können wir uns sparen, das haben wir schon gemacht." Ganz am Anfang dachte ich, ok super, das haben wir schon gemacht, gleich auf zum nächsten Punkt. Da bin ich aber in die Falle gelaufen, weil es zwei Arten von Persona-Modellen auf dieser Welt gibt. Und wenn du leider im Internet schaust nach dem Thema Persona, dann kommt immer sowas – das hab ich so den "Agentur-One-Pager" genannt – dann kommt sowas wie „Klaus, 35, hat eine Frau, zwei Kinder und einen Dackel, fährt einen Passat, spielt gern Tennis“ – etwas in der Art und Weise. Oder du hast mir ja den Comic* geschickt, jetzt könnte man noch ganz ganz wichtig definieren, welche Rolle in „Game Of Thrones“ gefällt Klaus am besten. Sorry, was soll ich damit anfangen? Das ist süß, das ist ein netter Anfang, aber es macht so ungefähr 10% von einem richtigen Persona Profil aus.

Viele deiner Kunden denken aber sie haben ja alles damit schon erledigt, wenn sie diese Form von Profil haben und wundern sich dann, dass sie nicht weiterkommen, oder?

Genau, weil sie nicht wissen, was 100% sind. Dann gehen sie davon aus, dieser typische One-Pager, das war‘s schon. Wir haben doch die Arbeit schon gemacht und das war doch eh schon mühsam, so auf die Tour. Aber dieser One-Pager ist nicht viel mehr als ein Wandschmuck. Den kann ich mir irgendwo hinhängen, aber ich kann davon nichts ableiten, ich kann damit nichts anfangen.

Wenn ich nun verstanden habe, dass ich vor allen anderen Aktionen zuerst die Buyer Persona brauche, was kann ich bei der Ermittlung der Buyer Persona selbst machen; kann ich selbst überhaupt was machen und wann sollte der Profi ran?

Naja, wie immer im Vertrieb und Marketing, ein eindeutiges „Jein“ oder „Vielleicht“. Es kommt immer drauf an, wer du bist. Wenn du ein Solopreneur bist, du bist eine One-Man-Show, dann kannst du das natürlich theoretisch auch mit dir alleine machen. Dann setzt du dich hin und fängst an die Sachen zu sammeln und wir reden ja gleich noch über ein paar Details, ohne jetzt schon die großen Geheimnisse preiszugeben. In der Regel, wenn wir über ein bisschen größere Unternehmen reden, dann hab‘ ich ja das Thema, dass ich einmal ein Marketing habe, das die Sachen auf den Weg bringt, den Content schreibt, die Prozesse macht und so weiter. Dummerweise hat das Marketing in der Regel relativ wenig Ahnung von Kunden. Logisch, weil sie einfach nicht an der Front sind und es von daher eigentlich gar nicht wissen können. Und ich habe einen Vertrieb und eine Serviceabteilung, die jeden Tag mit Kunden zu tun haben, im Außendienst, am Telefon und und und. Von daher beantwortet das auch schon ein bisschen die Frage „Wer sollte dabei sein?“. Ich sag immer, idealerweise jeder, der Kenntnis von Kunden hat: Vertrieb, Service und – wenn ich sowas habe – gerne auch ein Produktmanagement. Wenn meine Geschäftsleitung profundes Wissen hat von Kunden, sollte die vielleicht mit dabei sein. Und spätestens dann macht – ohne jetzt etwas verkaufen zu wollen, sondern einfach nur aus der Erfahrung heraus – ein Moderator Sinn, der die Leute abholt, der sie zusammenbringt, der auch so ein bisschen der Abteilungsflüsterer ist, so der Dolmetscher zwischen den Abteilungen.

Das ist das, was du dann machst, im konkreten Fall?

Genau, da kommt mir halt zu Gute, dass ich 30 Jahre Vertriebler war, Vertriebsdirektor, Vertriebsvorstand. Das heißt ich kann "Vertriebisch" reden und man nimmt mir das auch ab. Von daher kann ich dann als Moderator Vertrieb, Marketing und Geschäftsleitung ganz gut auf eine Ebene bringen. Weil der Vertrieb oft anfängt so: „Was soll ich denn jetzt hier? Muss ich jetzt Marketing-Arbeit machen? Ich habe keine Zeit, ich muss Umsatz machen.“ Nach einer kurzen Einführung und, wenn wir dann in gemischte Arbeitsgruppen gehen, ist der Vertrieb dann relativ schnell abgeholt, versteht den Sinn und bringt auch wichtige Inhalte mit, mit denen wir dann im Marketing und in der weiteren Vertriebsarbeit auch was anfangen können.

Woran erkenne ich als Kunde, ob die Agentur oder der Dienstleister, der mich bei der Buyer-Persona-Analyse unterstützen möchte, der richtige für den Job ist?

Ja, auf den ganzen schönen bunten, blinkenden Bildern, die die Agentur dann vielleicht abgeliefert hat, sich einfach mal fragen: Könnte ich mit diesen Informationen irgendetwas anfangen, könnte ich davon irgendetwas ableiten? Könnte ich davon ableiten, wie meine Webseite aussehen sollte? Wie ich eine Ansprache für einen Nurture-Prozess "top of the funnel" mache? Wie ich einen Anwenderbericht schreibe, wie ich ein Whitepaper schreibe? Also sich einfach diese ganzen schönen Informationen mal anschauen, ob das irgendetwas an Gehalt dran ist – weil, ich bin fast nur im B2B unterwegs – ob da irgendein Gehalt drin ist, der vor allem im B2B-Prozess (Aktivität, Content) irgendwie wertvoll sein könnte. Und welche Rolle er bei „Game of Thrones“ mag, kann ich vielleicht in meine Überschrift packen, das war’s dann auch schon.

Ich müsste mir dann schon von demjenigen, der das für mich machen möchte, mal Beispiele zeigen lassen, um überhaupt zu schauen, ob der das richtige rausholen kann? Weil, wenn ich den erst beauftrage und danach feststelle „upps“ dann ist das zu spät.

Genau, cool. Gute Frage. Man könnte ja zum Beispiel vorher fragen: Wie gehen Sie denn das Thema an? Welche Bedeutung hat für Sie das Thema Buyer Persona? Wie werden Sie das mit mir angehen? Und wie könnte denn so ein Ergebnis aussehen, das dabei rauskommt? Und erläutern Sie mir bitte auch einmal wie diese Ergebnisse in die nächsten Schritte einfließen werden.

Wann sollte ich stutzig werden? Wahrscheinlich genau, wenn der anfängt, Fragen zu stellen, wo ich denke „es ist vollkommen irrelevant für mich“.

Genau. Oder wenn er auf diese Fragen nicht antworten kann, was dann abgeleitet wird von der Persona, was die nächsten Steps sind. Ich sag‘ zur Struktur gleich nochmal was. Weil, es gibt auch innerhalb der Persona unterschiedliche Datenformate – können wir ja gleich nochmal drüber reden.

Was kann ich von einem Profi wie dir erwarten? Was machst du anders? Das hast du schon ein bisschen vorweggegriffen: Du hattest gesagt du bist Moderator und Übersetzer für die verschiedenen Teilnehmer, die an dieser Analyse teilnehmen und du gehst dann in verschiedene Arbeitsgruppen mit denen. Kannst du noch ein bisschen weitererzählen?

Gerne. Also einmal ist es diese Konstellation, selbst Vertriebler gewesen zu sein für 30 Jahre. Auch Marketingleiter gewesen zu sein, weiß Gott wie viel Jahre. Also ich kann beide Welten zusammenbringen. Und wovon ich unheimlich profitiere - das merke ich immer wieder - dass ich dieses Thema seit gut 10 Jahren mache. Mein erstes Buch kam 2012 raus, „Die Inbound Marketing Methode“, da folgten noch zwei weitere Bücher und ich habe so jedes Jahr um die 800-1000 Workshop Teilnehmer, wo wir in jedem Workshop Personas profilieren. Und ich habe auch einen Haufen Beratungskunden, von kleinen Kunden bis zu DAX-Unternehmen, viel natürlich auch im Mittelstand. Ich weiß gar nicht, wie viele Personas ich in meinem Leben schon profiliert habe. Und dann hast du irgendwann mal alle durch. Du hast alle Fragen, die es geben kann, alle Konstellationen hast du irgendwann durch. Du hast die Erfahrung gesammelt, wie du womit umgehst, und ich guck immer noch auch nach 10 Jahren: Welche Methode könnte ich noch integrieren? Es kommt dann oft sowas wie „Ach Persona ist doch Blödsinn, ich mach ‚Jobs to be done‘“ zum Beispiel. Wo ich sage: Ja, „Jobs to be done“ ist cool, ist aber für mich nur ein Teil meiner Persona-Profilierung. "Jobs to be done" ersetzt nicht die Persona, ist aber eine coole Methode, die man bei der Persona mit integrieren kann. Da gibt’s eben noch mehr. Ich mach permanent Ausbildungen zum Thema, auch Neuromarketing, limbisches Verkaufen und guck, welche Methoden kann man bei Persona noch mit reinbringen.
 
Das heißt, auch nach 10 Jahren Erfahrung findest du selbst immer wieder neues Wissen, was du einfließen lässt, und hast nicht wie ein alter Lehrer so vergilbte Zettel. Sondern es wird immer wieder neu, immer besser.

Genau, ich bin da permanent dabei. Ich arbeite viel mit Postern, mit Kartensets und baue permanent neue Poster und Kartensets. Weil eben ein Maschinenbauer mit seinen Sensoren hat andere Anforderungen als ein IT-Unternehmen. Also du kannst es kaum über einen Kamm scheren. Ich habe mal angefangen irgendwann alle Fragen zu sammeln, weil ich mir dachte, ich muss mal so einen Pool bauen, wo alles drin steht. Und jetzt nicht erschrecken: Ich habe eine Liste mit über 80 Fragen, die man theoretisch an eine Persona stellen kann. Die nutze ich natürlich nicht immer alle, aber ich kann aus diesem Pool einfach die Sachen rauspacken, die für den jeweiligen Kunden passen. Und eins noch: die Personas gemacht zu haben, ist ein Thema aber auch 10 Jahre lang Nurture-Prozesse gebaut zu haben, wo du immer wieder gucken musst, kann ich aus diesen Personas jetzt einen Content ableiten, kann ich aus diesen Personas auch einen funktionierenden Nurture-Prozess ableiten, ist auch noch so ein Pool, aus dem man dann schöpfen kann.

Wir hatten schon darüber gesprochen, wen wir unbedingt am Tisch brauchen für unsere Buyer-Persona-Analyse, deshalb spring ich direkt weiter. Welche Fragen sollten unbedingt beantwortet werden, damit die Buyer-Persona-Analyse am Ende auch zum Ziel führt? Du hast jetzt gesagt, du hast einen Katalog von 80 Fragen, die werden es sicher nicht sein, wie viele sind so die Must-Haves?

Ich möchte an der Stelle erst nochmal erwähnen, dass wir nicht immer nur über Buyer Personas reden. Sondern, dass es zum Beispiel auch Candidate-Personas gibt. Also ich kann die gleiche Mechanik, die wir im Lead Management benutzen auch für Candidate Management benutzen. Und dann reden wir über eine Candidate-Persona, die wir natürlich ganz anders profilieren. Und auch wenn wir bei der Buyer-Persona bleiben, muss ich auch unterscheiden nach B2B und B2C. Von daher muss ich immer schauen, wo habe ich welche Fragesätze. Aber du hast die wichtigsten, die Mutter aller Fragen. Und die Mütter aller Fragen für die Buyer Persona sind für mich die definitiv die Schmerzpunkte. Also: Welche Schmerzpunkte und Herausforderungen führen dazu, dass die Persona mit mir in Kontakt treten könnte? Und ich rede da mittlerweile von Pain-Chains, also von Schmerzketten, weil es ist nicht damit getan zu sagen „Ja, der ist unzufrieden mit der Lieferbarkeit oder der Qualität.“ Ich sammele in meinen Workshops mindestens eine DIN-A4-Seite Schmerzpunkte und schau bei jedem Schmerzpunkt, was war vor diesem Schmerzpunkt, was ist nach diesem Schmerzpunkt. Also bau wirklich diese Ketten auf, weil das ist der absolute Fundus für neuen Content und für Nurture-Prozesse, die Schmerzpunkte.

Genau, das weiß ich schon, weil ich den letzten Podcast mit dir gehört habe, wo es um das Bäumer-Projekt ging. Da hattest du das auch nochmal schon erklärt. Daher nochmal der Hinweis, denn da erklärst du das ja auch nochmal an einem Beispiel ausführlich. Und welche Fragen sind bei der Ermittlung der Buyer Persona wirklich überflüssig?

Jetzt kommen wir zu diesen zwei Modellen. Wenn du eine Persona entwickelst, gibt es so Sachen, die sind nur dafür da, dass man, das ganze Team sich diese Persona einfach nur besser vorstellen kann. Also natürlich kannst du gerne – wenn das so ist – sagen „dieser Typ wäre gern der linke Drache bei "Game of Thrones" und würde gerne Feuer spucken.“ Super, wenn du sagen kannst, dass diese Persona, der Großteil aller Vertreter dieser Gruppe so sind, cool, nimm es mit rein. Dann können wir uns alle die Persona besser vorstellen. Frage ist aber: Kann ich davon was ableiten oder ist diese Info nur dazu da, um mir ein Bild von der Persona zu machen? Jetzt gibt es Mischformen und, wenn du sagst der Lead, oder alle fast alle dieser Persona-Vertreter lieben "Game of Thrones", ja cool, pack es in deinen Content, pack es in deine Headline. Wenn du sagst, naja ein paar von denen spielen Tennis, ein paar lieben Fußball und ein paar züchten Dackel, ok dann bringt es mir nichts für meine Aktivitäten. Es gibt dann so Fragen wie „Hinderungsgründe“ zum Beispiel. Warum könnte die Persona glauben, dass wir nicht der richtige Anbieter für sie sind? Das ist eine Information, die dient nicht dazu oder nur ein bisschen dazu, sich ein Bild von der Persona zu machen, die Informationen müssen aber unbedingt direkt in meinen Content einfließen. Das heißt, wenn die Persona glauben könnte, dass wir zum Beispiel zu groß sind oder zu wenig international sind, dann legen wir natürlich unseren Kunden, der uns den Anwenderbericht freigibt, in den Mund, dass er die Befürchtung hatte, dass wir zu wenig international sind, diese Befürchtung sich aber nach zwei Wochen schon in Luft aufgelöst hatte. Also von daher schon der erste Hack quasi verraten. Und auch nochmal so zum Thema welche Informationen erfrage ich warum und was mache ich damit.

Du hast uns ja jetzt schon zwei Hacks verraten. Nämlich "Jobs to be done" und diese Hinderungsgründe-Frage eben. Hast du für mich vielleicht noch mehr Buyer-Persona-Hacks, die es mir leichter machen?


Oh, da bin ich natürlich vorsichtig, sonst verrate ich hier meine ganzen Kronjuwelen, meine ganzen Geheimnisse. Aber alle guten Dinge sind drei, einen habe ich noch: Ein Thema ist für mich auch dieses ganze „selbst im tiefsten B2B haben wir es immer mit Menschen zu tun“. Das heißt, wir wissen, dass 95% aller Entscheidungen im limbischen System fallen und dass die auf dem limbischen System gefallen sind, bevor der Verstand überhaupt anfängt richtig darüber nachzudenken und eine bewusste Entscheidung zu treffen. Heißt was für mich, für jede Persona – egal ob Candidate-Persona oder Buyer-Persona, B2B-Persona oder B2C-Persona – immer wichtig ist, sind die Verhaltenspräferenzen: Wie ist das Strickmuster der Person? Die würde ich immer mit erfassen.

Danke für diesen Geheimtipp. Jetzt noch mal was zum organisatorischen Rahmen: Wenn ich mich dafür interessiere. Mit welchen Kosten- und Zeitaufwänden sollte ich rechnen, wenn ich ein professionelles Ergebnis haben möchte?

Ich habe so einen Strategie-Canvas entwickelt für die Einführung von Marketing Automation, Lead Management. Und da ist Buyer Persona in der Regel ein Tag.

Ein Tag, an dem ich dann aber auch alle meine Mitarbeiter, die, wie du sagtest, Kundenkontakt haben und Kundenerfahrung, mit ins Boot holen möchte?

Genau. Also ich bin gerade am packen für meine nächste Tour. Da ist wieder ein Workshop dabei, da sind dieses Mal relativ viele, das sind dann 20 Vertriebler. Also ein 20er Team, Vertrieb, Marketing und Service gemischt, so viele müssen es nicht sein. In der Regel sind es dann so 10-12. Und wenn du an einem Tag die alle zusammenbringst, ist das wunderbar. Dann kannst du die alle auf den Stand bringen, warum du das machst, kannst eine Einführung machen, kannst in Arbeitsgruppen gehen. Und kannst mit denen die Ergebnisse ausarbeiten. Und zu den Kosten, das wäre dann eben ich sag mal, wenn man das nur alleine ohne den Rest macht, wäre es eben ein Tagessatz.

Ok, damit muss ich also rechnen, aber es lohnt sich ja auch. Und wenn ich meine Buyer Persona ermittelt habe, was dann? Wie mache ich weiter?

Der erste Schritt wird sein, dass man sich natürlich die Frage stellen muss: Stimmt das denn alles, was wir hier gesammelt haben? Denn natürlich ist das nur eine Innenschau. Und es ist auch völlig normal, dass viele Unternehmen relativ wenig von ihren Kunden wissen, wenn wir dann wirklich in die Tiefe gehen. Heißt ich empfehle immer eine Persona-Verifizierung anzuschließen, das heißt sich zu überlegen von unserer Persona, die wir hier gerade profiliert haben, kennen wir schon Vertreter dieser Persona? Können wir die anrufen? Kann der Vertrieb mal mit denen zum Mittagessen gehen? Und das heißt bei meinen Persona-Workshops überlegen wir uns auch die Interview-Fragen, um danach das Persona-Profil zu verifizieren, ob das alles stimmt.

Wissen die Leute dann, aus welchem Grund sie da befragt werden?

Das ist unterschiedlich. Ich sag mal, es gibt ja Vertriebler, die sagen „Ach, mit dem Klaus bin ich per du, wir gehen sowieso zusammen Tennis spielen, dem kann ich mehr erzählen, warum wir das machen,“ als vielleicht einem Kunden, den man nicht so gut kennt. Aber es ist ja absolut legitim zu sagen, "Lieber Kunde, wir wollen dich als Vertreter einer bestimmten Gruppe besser verstehen. Deshalb würden wir dir gerne ein paar Fragen stellen. Eigentlich hat das nichts mit dir persönlich zu tun, sondern es geht eigentlich um die Gruppe, die du vertrittst." Und meine Erfahrung ist – ich mach so Interviews teilweise selbst (im größeren Stil hab ich Partner, die sowas zum Beispiel in 22 Sprachen  machen können) – dass in der Regel die Kunden super happy und offen sind, weil sie sagen: „Endlich fragt mich mal jemand, endlich hört mir mal jemand zu."

Die Erfahrung haben wir auch gemacht. Wenn wir unsere Gespräche zur Zufriedenheit anknüpfen an die Projekte ist das auch immer eigentlich ein toller Anlass, um ins Gespräch zu kommen und zu reflektieren.


Und es ist cool, was da für Insights rauskommen, die man selber gar nicht auf dem Schirm hatte. Du hattest ja gefragt, was kommt noch danach, die Verifizierung ist ein Thema, das nächste ist für mich zu sagen, wie dokumentieren wir das Ganze denn. Ich arbeite da mit Postern und mit Slides und mit Fotobüchern zum Beispiel. Der nächste Step ist, das im Team intern zu verankern. Das heißt die Leute, die nicht im Workshop dabei waren, mitzunehmen, weil wir wollen ja mit den Sachen wirklich was anfangen. Ein weiterer Schritt könnte dann sein zu sagen wie leiten wir jetzt Content davon ab. Also erstmal ein Content-Audit. Welchen haben wir schon, der für die Persona passt? Dann Content-Sammlung. Dann überlegen, wie kann dieser Content in einen Lead-Nurturing-Prozess für diese Persona münden. Das heißt, da dürfen wir uns überlegen: Wollen wir diese Persona als Lead neu generieren? Dann ist das ein anderer Nurturing-Prozess, als wenn wir die Bestandskunden mit dieser Persona entwickeln wollen. Dann kann ich meinen Vertrieb schulen: „Hör zu, das ist die Persona, das ist der Lead, der jetzt durch das Nurturing auf dich zukommt. Lass uns mal über ein Training reden, wie du diese Persona am besten ansprichst.“ Also man merkt schon, es geht danach erst richtig los. Wenn ich die Persona habe, kann ich danach erst so richtig ins Doing kommen und auch pragmatisch und operativ Ergebnisse damit erzielen.

Muss ich diese Buyer-Persona-Analyse regelmäßig hinterfragen oder reicht das, wenn ich einmal richtig sauber anfange?

Auch da wieder ein eindeutiges „Es kommt drauf an“. Ich empfehle eigentlich ein permanentes Persona-Monitoring aufzubauen, weil ich das wirklich „nebenbei“ machen kann. Das kann ich beim Telefonat nebenbei mitmachen, das kann ich bei Events nebenbei mitmachen. Das finde ich viel cleverer. Mein Team zu briefen auf diese Persona, dieses Monitoring aufzubauen, weil ich dann permanent und jeden Tag Informationen sammele, das Profil sich quasi von selbst aktualisiert und ich nicht nach 2 ½ Jahren sagen muss, "Ach komm, wir machen noch mal alles von vorne." Das Ding bleibt dann quasi selbst auf dem neusten Stand und aktuell.

Zu guter Letzt: Was würdest du den Agenturen gern mitgeben, die Ergebnisse, wie in diesem Comic produzieren?

Am liebsten würde ich ihnen mitgeben: „Bleibt bei euren Leisten. Macht das, was ihr gut könnt - macht Agenturleistungen.“ Also es gibt einen Grund, warum ich keine Agenturleistungen mache: Weil ich keine Agentur bin. Es macht keinen Sinn für mich, anzufangen Content zu liefern, Wordpress-Blogs aufzusetzen, AdWords-Kampagnen zu machen. Das kann eine Agentur viel besser. Das heißt ich fokussiere mich auf Strategie, mache nur meine Strategie. Ich arbeite mit vielen Agenturen zusammen, weil die mich vielleicht strategisch für Buyer Persona und Lead Nurturing einsetzen. Alles, was danach an Aktivität kommt, machen die. Von daher wäre mir die liebste Empfehlung: „Bleibt bei euren Leisten, macht das was ihr gut könnt und arbeitet vielleicht mit jemandem zusammen, der Strategie gut kann.“

* Wer wissen möchte, auf welchen Comic sich Melanie und Norbert immer wieder beziehen, klickt bitte hier.

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